Wer es eilig hat, übersieht die Vielfalt. (Marion Gitzel)
Wir laden euch ein, in unser kleines Paradies einzutauchen, achtsam und ohne Eile. Hier wurde Lebensraum geschaffen – Lebensraum für unzählige kleine Lebewesen, die uns in unserem Alltag kaum auffallen. Ja, von denen wir oft nicht einmal wissen, dass sie existieren. Doch alle diese Lebewesen sind Teil eines Systems, welches nur im Gleichgewicht bleiben kann, wenn deren Existenz nicht verloren geht.
Mit der Schaffung unseres «Luzi-Gartens» leisten wir einen kleinen Beitrag dazu, der Natur einen Raum zu geben, die Vielfalt zu fördern und vielleicht auch andere Menschen zu inspirieren, es ebenso zu tun. Denn diese Umgebung, mitten im Industriegebiet gelegen, ist auch eine Oase für Zweibeiner – das achtsame Wahrnehmen und Erkennen der Vielfalt kann Ruhe und Zufriedenheit bringen.

LESESTEINHAUFEN UND TROCKENMAUERN
UNTERSCHLUPF
Grössere Hohlräume in Steinhaufen bieten Unterschlupfmöglichkeiten für Igel und Hermeline, aber auch kleine Tiere wie Spinnen und Insekten finden ein Zuhause. In den Ritzen von Trockenmauern suchen vor allem Eidechsen ihr Quartier.
NAHRUNGSQUELLE
Auf den Steinhaufen wachsen mit der Zeit Moose, Algen und Blütenpflanzen. Das zieht spezialisierte Kleinschmetterlinge und Schnecken an. Diese wiederum dienen den Eidechsen und Igeln als Nahrung.
WÄRMEQUELLE
An sonnigen Tagen werden die Steine warm, Eidechsen wärmen sich darauf. Auch Schmetterlinge lieben die Wärme und warten dort auf einen Partner.
SANDLINSEN
WINTERQUARTIER UND RÜCKZUGSOASE
Die Weisse Turmschnecke ist in der Schweiz nur noch sehr selten anzutreffen, es fehlt ihr der nötige Lebensraum. Sie braucht offene, sandige Böden, wo sie sich zum Überwintern eingräbt. Wird es ihr im Sommer zu warm und zu trocken, findet man sie – zurückgezogen in ihrem Haus – baumelnd an abgestorbenen Pflanzenstängeln.
NISTPLATZ FÜR WILDBIENEN
Rund die Hälfte aller Wildbienen nisten im Boden. Sie graben Löcher in den Boden und bauen dort Hohlräume, sogenannte Nisthöhlen. In diese legen sie dann ihre Eier.


RETENTIONSBECKEN UND TEMPORÄRE TÜMPEL
VIELFALT IM WASSER
Weiher und Tümpel können Heimat für ganz unterschiedliche Tiere wie Wasserschnecken, Wasserinsekten oder Amphibien sein.
Die Larven der Libellen leben 1-3 Jahre lang im Wasser. Erst dann entwickeln sie sich zu erwachsenen Libellen und wir können die wunderschönen Tiere in der Luft beobachten. Molche verlassen das Wasser nie, Frösche hingegen haben als Erwachsene Lungen und können zwischen Wasser und Land hin- und herwechseln.
GUT, WENN ES MANCHMAL AUSTROCKNET
Die Gelbbauchunke (ein Amphib) legt ihren Laich (Eier) typischerweise in Tümpel ab, die jeweils wieder austrocknen. Dann bleiben nämlich die Feinde fern, welche den Laich fressen würden (vor allem Molche, Fische und Libellenlarven).
ASTHAUFEN,
EIN HAUFEN GLÜCK
...FÜR ALLE, DIE SICH VERSTECKEN WOLLEN
Ein Holzhaufen aus unterschiedlich dicken Ästen bietet ein geeigneter Aufenthaltsort für Reptilien, Igel, Hermeline und weitere Kleinsäuger, die sich gerne verstecken. Das Holz wärmt sich schnell an der Sonne auf, auch durch den Verrottungsprozess des Holzes entsteht zusätzlich Wärme. Was will man mehr als eine warme Wohnung?
….. ENTSTEHT, WENN DER GARTENABRAUM IM GARTEN BLEIBEN DARF UND AUFGEHÄUFT WIRD.
Igel brauchen Unterschlupfmöglichkeiten - nicht nur für den Winterschlaf, auch für den Schlaf tagsüber. Viele Igel leben in menschlichen Siedlungen, wo sie bei Dämmerung und in der Nacht nach Käfern, Spinnen, Würmer und Schnecken suchen. Da Igel gerne Wohnungswechsel vornehmen und gleichzeitig verschiedene Unterschlupfe bewohnen, ist jeder zusätzliche Haufen ein Glück für den sympathischen Gartenbesucher.


TOTHOLZ, EIN PARADIES
…FÜR ALLE, DIE GERNE HOLZ FRESSEN
Totes Holz ist eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Insekten. In Mitteleuropa leben über 1700 Käferarten in irgendeiner Form von totem Holz. Auch Pilze ernähren sich von Holz und helfen mit, dieses zu zersetzen.
…FÜR ALLE, DIE IHRE EIER IN ALTES HOLZ ABLEGEN
Die Natterkopf Mauerbiene legt ihre Eier in Totholz-Äste und abgestorbene Pflanzenstängel. Räume bitte deinen Garten nicht immer perfekt auf - je mehr totes Holz, desto besser!
…FÜR DEN MOSCHUSBOCKKÄFER
Hoffentlich sterben an unseren Weiden-Zäunen mal ein paar Äste ab. Diese würden den Larven des Moschusbockes eine perfekte Nahrungsgrundlage bieten. Der nach Moschus “duftende” Bockkäfer sondert ein Sekret ab, welches früher zur Parfümierung von Tabak verwendet wurde.
RUDERALFLÄCHE
HIER WACHSEN DIE SPEZIALISTEN UND ES HÜPFEN DIE WÄRME-LIEBHABER
Wo Kies, Sand und Steine liegen, entstehen sogenannte Ruderalflächen. Hier wird es im Sommer heiss und trocken - Nährstoffe hat es wenig. Deshalb können hier nur spezialisierte Pionierpflanzen wachsen. Typischerweise ist der Pflanzenbewuchs sehr spärlich. Es gibt jedoch Insekten, die auf diese offenen Stellen in der Vegetation angewiesen sind: z.B. die Heuschrecken. Der Nachtigall-Grashüpfer ist zwar nicht sehr anspruchsvoll bezüglich Nahrung (v.a. Gräser und Blätter), liebt jedoch viel Sonne und Wärme und legt seine Eier im trockenen Boden ab.
ALLES ÄNDERT SICH
Ruderalflächen verändern sich über die Jahre und der Bewuchs wird je länger je dichter - gewisse Pflanzen verschwinden wieder, andere kommen neu dazu.
ES WIRD ENG FÜR SPEZIALISTEN
Natürlicherweise kommen Ruderalflächen nur noch an Schotter- und Kiesbänken entlang von Flüssen vor, wo sie nach jedem Hochwasser wieder neu gestaltet werden. Doch: wie viele wilde Flüsse ohne Uferverbauungen haben wir noch in der Schweiz? Mit dem Verschwinden dieser Flächen, finden auch die darauf spezialisierten Pflanzen und Tiere kein Zuhause mehr.


DUFTGARTEN
Die Natur-Parfümerie
Viele Rohstoffe in der Parfümerie haben ihren Ursprung in der Pflanzenwelt. Wir lieben duftende Pflanzen! Aber warum riechen Pflanzen überhaupt?
1X BESTÄUBUNG BITTE!
Für die eigene Fortpflanzung müssen die Pflanzen bestäubt werden. Diese Aufgabe wird grösstenteils von Insekten übernommen. Mit Duftmolekülen machen die Pflanzen auf sich aufmerksam und ziehen die bestäubenden Insekten an.
BITTE NICHT FRESSEN!
Die grössten Feinde der Pflanzen sind tierische Vielfrasse. Eine effiziente Frass-Abwehr ist daher eine gute Überlebensstrategie. Einige Pflanzen schützen sich vor gefrässigen Tieren und produzieren deshalb extra stinkende, Duftmoleküle.
ÜBERLEBEN IN TROCKENHEIT UND HITZE
Die Produktion von duftenden ätherischen Ölen vermindert die Verdunstung von Wasser, so schützen sich Pflanzen in heissen, trockenen Lebensräumen vor dem Austrocknen.
LÖSS-WÄNDE
WOHNUNGSNOT
Viele Wildbienenarten und andere Insekten legen ihre Eier in selbstgebaute Höhlen an offenen Stellen im Boden oder auch in festeres Material wie Lehm- oder Lösswände. Solche Wände waren früher entlang von Flüssen und Bächen weit verbreitet. Mit der zunehmenden Verbauung der Fliessgewässer sind auch die natürlichen Abbruchkanten und Lösswände verschwunden. Heute findet man diese vor allem noch in Kiesgruben.
EINE KÜNSTLICHE BRUTSTÄTTE
Wir haben Balkonkistchen mit speziellem Lehm-Sandgemisch gefüllt und haben so eine künstliche Wohnwand für Wildbienen geschaffen. Hoffentlich finden möglichst viele Höhlenbewohnerinnen den Weg an die Riedwiesenstrasse.


WILDBIENENHOTEL
ERSATZ FÜR DIE UNORDNUNG IM GARTEN
In sehr ordentlichen Gärten finden Insekten kaum noch Unterschlupf und Nistmöglichkeiten. Gartenabfälle, Laubreste, Strauchschnitte oder verdorrte Stauden werden in vielen Gärten weggeräumt und landen oft in der Grüngutabfuhr. Damit gehen auch Lebensräume für nützliche Insekten verloren.
EIN ZIMMER FÜR JEDEN GESCHMACK
Mit einem Insektenhotel können die fehlenden Gartenstrukturen zumindest teilweise ersetzt werden. Mit unterschiedlichen Materialien wird vor allem Wildbienen ein Ersatz-Zuhause zu Verfügung gestellt. Die erwachsenen Tiere legen ihre Larven in hohle Stängel oder in Löcher in Holz, bzw. Lehm ab. Zum Schutz werden die Löcher verschlossen. Wer Glück hat, kann später beobachten, wie eine junge Wildbiene das Licht der Welt erblickt und aus ihrem Loch oder Stängel krabbelt.
TROCKENWIESE
VIEL – MEHR – AM MEISTEN!
Aus Ruderalflächen können mit der Zeit Trockenwiesen entstehen. «Trockenwiesen», weil die Pflanzen hier mit wenig Wasser und Nährstoffen auskommen. Da die Vegetation unter diesen Bedingungen nie ganz dicht wird, haben verschiedene Pflanzenarten die Möglichkeit, sich hier anzusiedeln. Trockenwiesen gehören zu den vielfältigsten Naturräumen in der Schweiz: auf einem Quadratmeter können bis zu 50 verschiedene Pflanzenarten vorkommen! Evlt. Vergleich Artenzahl einer Fettwiese
VIELFÄLTIGE PFLANZENWELT = VIELFÄLTIGE TIERWELT
Es ist nicht erstaunlich, dass Trockenwiesen auch Tummelplätze für alle Arten von Käfern, Wildbienen, Spinnen, Heuschrecken und Schmetterlingen sind. Je grösser das Angebot an verschiedenen Blüten, desto mehr Tierarten bedienen sich am Speise-Buffet.
WENN ES DUNKELBLAU GLITZERT…
…dann ist man womöglich einem Bläuling begegnet. Diese wunderschönen, kleinen Schmetterlinge sind eine wahre Freude. Die Chancen sind gross, dass hier der Hauhechelbläuling seine Runden zieht. Er mag offene Flächen und saugt am liebsten an Klee und Klee-verwandten Pflanzen.


HOCHSTAUDENFLUR MIT TÜMPEL
Der Dschungel Im Garten
ÜPPIGE STAUDEN BIETEN SCHATTEN UND VERSTECKE FÜR FRÖSCHE UND RINGELNATTERN
Rund um das Retentionsbecken, welches immer mal wieder mit Regenwasser vom Dach gefüllt wird, wachsen Pflanzen, die es gerne feucht haben und viel Nährstoffe brauchen. Im Dickicht können sich kleinere und grössere Tiere verstecken - praktisch ist das vor allem für Amphibien oder Ringelnattern, welche im Wasser und an Land leben. Libellen verbringen ihre Kindheit im Wasser und steigen von da hinaus, wenn sie sich zu Erwachsenen Tiere entwickeln. Unsere Retentionsbecken bieten ein ideales Zuhause, sowohl für die Larven als auch für die ausgewachsenen Luftakrobaten.
WERTVOLLE BLÜTEN AUCH NOCH SPÄT IM JAHR
Viele Pflanzen der Hochstaudenflur blühen erst spät im Jahr. Gerade dann, wenn die Hauptblütezeit vieler Wiesen vorüber ist, wird es in den Hochstaudenfluren so richtig farbig. So können Schmetterlinge und andere, Nektar saugende Insekten bis in den Herbst hinein ihren Durst stillen.
SCHMETTERLINGS-BESUCH AUS DEM WALD
Das Landkärtchen hält sich gerne an Waldränder und in lichten Wäldern mit Hochstaudenfluren auf. Wer weiss, vielleicht ist unsere Hochstaudenflur so attraktiv, dass es mal einen Abstecher vom Aegertwald zu uns an die LUZI wagt…
HECKE
Ein natürlicher Raumteiler
DIE BUSCH-PARADE
Wachsen Büsche nahe beieinander, spricht man von einer Hecke. Eine wertvolle Hecke besteht aus möglichst vielen verschiedenen Sträuchern und Büschen, welche Blüten, Früchte und Dornen tragen. In der Landschaft bilden Hecken oft Grenzen zwischen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Diese Abgrenzungen und Strukturen prägen das Landschaftsbild positiv und bieten vielfältigen Lebensräum für Tiere und Pflanzen.
SCHLAFEN - ESSEN - SICH FORTPFLANZEN
Eine Wildhecke deckt sämtliche Bedürfnisse ab: Die Blüten bieten Nahrung in Form von Pollen und Nektar für Insekten, die Beeren und Früchte werden von den Vögeln gefressen. Das dichte Blattwerk bietet Schutz und Versteck - ideal, um Unterschlupf und Schutz vor Witterung zu finden, oder gar sein Nest darin zu bauen. Wie wichtig Hecken sind, zeigt die Anzahl Tiere, die hier gefunden werden können: für bis zu 10’000 Tierarten bieten sie einen wichtigen Lebensraum als Versteck, Nahrungsquelle und Nistplatz.





